Tja, wer hätte das gedacht, dass ich hier einmal mitlaufe – ich auch nicht. Ich habe ja schon vor 3 Jahren das Laufen für mich entdeckt. Klein angefangen, bis ich irgendwann auch eine gewisse Zeit oder Strecke durchlaufen konnte. Und jeder kennt vielleicht den Augenblick: Man ist morgens im Büro, hat gerade den ersten Kaffee und wird langsam wach, als plötzlich der Chef um die Ecke kommt und einen für diese Firmenstaffel „bequatscht“. Nachdem ich in meinem jugendlichen Leichtsinn ja gesagt habe, wurde mir natürlich erst nachher bewusst was ich da getan hatte.
Ich sollte 10,5 km laufen. Nun gut, zu diesem Zeitpunkt war ich bei „meinem Training“ bei 8 km. Also musste ich mal was tun – ich hatte ca. 3 Monate Zeit. Zwischendurch war ich etwas zu „ergeizig“ und wollte zuviel. Denn es wollte mit der Strecke nicht so ganz klappen. Ganz im Gegenteil, plötzlich viel mir das Laufen unendlich schwer und ich kam mir vor wie eine schnaufende Dampflock. Also hab ich versucht den Kopf wieder frei zu bekommen und die Zeit, Zeit sein lassen. Und es „lief“ langsam wieder. Ich konnte zumindest 10 km am Stück laufen, auch wenn die Zeit von 1 Stunde und 14 Minuten sicherlich kein Knaller war.
Im Urlaub wurde ich dann plötzlich von den Spaniern motiviert. Die hatten es schon schön, abends an der Strandpromenade mit einem tollen Blick ein paar Runden drehen. Da ich aber meine Laufausrüstung nicht mit hatte, musste ich improvisieren. Ich lief also einfach morgens am Strand. Ich muss zugeben, dass ich im Sand laufen doch etwas unterschätzt haben. Eine Woche lang bin ich morgens am Strand gejoggt – mit täglichen Streckensteigerungen. Und siehe da, zurück zu Hause hatte ich das Gefühl ich lauf die 10 km wie eine „junge Göttin“. Und das auch noch in einer zeitlichen Steigerung – 1 Stunde und 5 Minuten.
Bis zum Marathon blieben noch 3 Wochen Zeit und ich habe mein Training 3 x wöchentlich fortgesetzt. Am 4.10.2015 war es dann soweit. Ich muss zugeben, ich war nervös. Mal will ja halbwegs anständig ins Ziel kommen und das auch zu einer angemessenen Zeit.
Vor dem Start hatte ich zum Glück noch positive Zusprecher und dann ging es los. Ich dachte mir: Geh es was ruhiger an, nicht dass dir nachher die Luft ausgeht. Also hab ich mich an 4 Mädels dran gehängt, bei denen ich dachte: Och, das Tempo ist aber angenehm. Da ich immer mit einer Lauf App unterwegs bin, hab ich einen Überblick über Strecke, Zeit und durchschnittliches Tempo. Nach 10 Minuten sagt mir dann eine freundliche Stimme im Ohr: 10 Minuten und im Durchschnitt 7:22 Min. Da hab ich ja fast einen Herzinfarkt bekommen – meine Durchschnittliche Zeit bewegt sich sonst zwischen 6:20 und 6:35. Also musste ich mal einen Zahn zulegen. Ich nahm also die Füße in die Hand und begann meine Aufholjagd. Denn irgendwie war ich durch das trödeln etwas weit hinten.
Durch die Zuschauer am Straßenrand klappte das auch ganz gut. Erstes Ziel: Gas geben, zweites Ziel: eine andere Staffelläuferin von uns überholen – beides hat auch gut geklappt. Ich glaube bei Kilometer 8 in der Serveriensstr. kam so langsam das Teufelchen auf der Schulter zum Vorschein: Ach, such dir ne schöne Kneipe und trink einfach ein lecker Kölsch. Aber dann kam ich an einer „Trommelgruppe“ vorbei, die einen guten Rhythmus für mich zum laufen hatten. Also drittes Ziel: weitermachen und aufholen. Dann sah ich einen weitern Staffelläufer von uns – den wollte ich dann auch noch überholen. Gesagt getan. Als ich ihn dann erreichte sind wir eine Zeit gemeinsam nebenher gelaufen und ich hab wieder was Luft geholt. Dann wieder einen Gang hochschalten und weiter ging es. Als ich Richtung Rudolfplatz lief bekam ich plötzlich die zweite Luft und es viel mir plötzlich leichter. Auch durch das Publikum an Straßenrand. Ich lief noch an der 2. Getränkestation vorbei und stellte wieder fest: Laufen und trinken gleichzeitig ist nichts für mich. Die paar Schlückchen müssen reichen. Dann habe ich zum Endspurt angesetzt und konnte den Chips zur Zeitmessung an mein Team weitergeben.
Für mich im Ziel angekommen hatte ich das Gefühl ich hätte noch weiterlaufen können und hatte jetzt tatsächlich erstmalig das Glücksgefühl von dem immer alle sprechen. Von einem gewissen Stolz abgesehen.
Mein Fazit: es hat wirklich viel Spaß gemacht und ich werde nächstes Jahr gerne wieder mit dabei sein!