Normalerweise schreibe ich ja eher kleine Berichte über Laufveranstaltungen oder meine Reisen. Oder stelle Fotos, die ich unterwegs gemacht habe online. All das ist nach wie vor leider nicht möglich. Fotografieren zwar schon, aber unter den aktuellen Bedingungen auch kein Highlight.
Seit über einem Jahr heißen die beherrschende Wort Covid, Corona, Inzidenzzahlen, Kontaktbeschränkungen usw. Was macht das eigentlich mit einem? Ich für meinen Teil sitze seit Mitte März letzten Jahres im Home Office. Ja, einerseits bin ich froh, dass ich von zu Hause aus arbeiten kann. Aber ich vermisse auch das alltägliche Leben im Büro. Den Plausch an der Kaffeemaschine, die kurzen Begegnungen auf dem Flur, Mittagspausen usw. Und aktuell weiß ich gar nicht mehr, wie meine Kollegen mit Beinen aussehen 🙂 Durch Zoom sieht man ja nur den oberen Teil. Dadurch kommt schon der erste Wandel – die Jogginghose. Ich gebe zu, die ersten Wochen saß ich im normalen Büro Outfit im Home Office, aber das änderte sich. Es sieht doch eh keiner, also kannst Du auch in der Jogginghose bleiben. Und was soll ich sagen, so blieb es auch. Manchmal verlasse ich den ganzen Tag nicht das Haus, da besteht auch keine Veranlassung was anderes anzuziehen. Was bleibt, ist die Jogginghose und diese merkwürdige Gleichgültigkeit.
Durch Kontaktbeschränkungen, Lockdown und runter fahren des sozialen Lebens bedeutet das für Singles eine besondere Art von Einsamkeit. Es gibt keine Möglichkeit in eine Bar oder in ein Restaurant zu gehen – ist ja alles zu. Auch aufgrund Kontaktbeschränkungen sind nur bestimmte Konstellationen möglich. Im Sommer letzten Jahres dachte ich, der ganze Spuck ist im Herbst vorbei. Dann kann ich mich wieder mit Freunden treffen und Pläne und Reisen für 2021 planen. Umzug und Reisen wurden für 2021 geplant. Aber es kam dann doch wieder anders. Erneut wurden Laufveranstaltungen abgesagt und auch die bereits verschobenen Reisen wie Barcelona und Hamburg mussten wieder um ein Jahr verschoben werden 🙁
Zumindest habe ich die Zeit in meiner neuen Wohnung effektiv genutzt und kann mit voller Stolz sagen, dass sehr schnell alles fertig war. Aber, die neue Wohnung ist immer noch nicht eingeweiht, weil die Zahlen im Winter wieder gestiegen sind. Und ja, ich halte mich an die Regeln.
Wenn man von den Regeln und Beschränkungen, mit denen wir ja momentan alle leben müssen absieht, hat sich in meinem Leben aber eine gewisse Lethargie eingeschlichen. So lange ich Aufgaben habe oder in meinem Job beschäftigt bin, funktioniere ich. Aber bei meinem persönlichen Wohlbefinden tue ich mich momentan schwer. Ja, ich laufe weiterhin. Zwischendurch viel es mir aber auch hier schwer, mich aufzuraffen. Da saß dann mein Fritzen auf der Schulter, dass mir einreden wollte: „ach komm, lass doch mal. Gibt doch eh keine Wettkämpfe. Wofür machst du das?“ Die Antwort darauf ist ganz klar: ich mache das für mich! Das ist meine Freiheit momentan, mein „normales“ Leben.
Eine Freundin wollte sich vor paar Wochen mit mir treffen – alles Regelkonform. Aber ich konnte mich nicht aufraffen, es war alles lästig. Nachdem ich aber eine Nacht darüber geschlafen habe, mir dachte – Du kannst und willst nicht in diesem Loch bleiben und ich will auch keinen Corona Blues -also habe ich mich doch zum Treffen motiviert. Um wenigstens an einem Abend in der Woche nicht dasselbe zu tun wie jeden Tag. Allein im Homeoffice sitzen. Allein kochen. Allein Fernsehen. Allein auf dem Sofa wegdösen. Das Ergebnis war: es war ein schöner Abend.
Für Singles (ob gewollt oder ungewollt) die keinen Partner haben, ist die aktuelle Situation ein starker Einschnitt. Anders als bei Familien oder Menschen, die in WGs wohnen, wird neben dem gesellschaftlichen, auch das privates Sozialleben komplett beschnitten. Jetzt kann man sagen, ach komm es gibt doch Telefon, Whats App und Facetime. Ja, aber das ist nicht das selbe. Echte Kontakte und Verbindungen zu anderem Menschen können die modernen Kommunikationsmittel nicht kompensieren. Man kann sich auch einsam fühlen, auch wenn man nicht alleine ist. Und Einsamkeit kann sich zeigen, wenn man dauernd alleine ist.
Und da das Leben sehr eingeschränkt ist, ist es oft das gleiche Thema – Covid. Die Erlebnisse im normalen Alltag sind doch sehr eingeschränkt.
Hätte mich vorher jemand gefragt, ob ich in einer Pandemie als Alleinlebende einsam sein könnte, hätte ich das bestritten. Denn ich kann mich immer irgendwie beschäftigen. Aber das ersetzt keine sozialen Kontakte zu Menschen.
Aber man kann auch versuchen, etwas positives aus der Situation und für das nachher zu lernen. Sätze „heute mache ich mal nix“ werden so schnell nicht mehr vorkommen. Kontakte zu Freunden weiß man noch mehr zu schätzen. Oder auch das Eis in der Hand und die Verabredung zum Kaffee werden in einem neuen Licht betrachtet. Darüber hinaus muss jeder einen Weg für sich selber finden. Achtsamkeit für sich selber, das positive am Tag vor Augen halten. Und ich hoffe die Gespräche mit der Kaffeemaschine, Mikrowelle und dem Staubsauger gehören bald der Vergangenheit an 😉